Ethik im Coaching: Grenzen beim Lesen von Körpersprache und Mimikresonanz®

Ethik im Coaching

Das Beobachten und Interpretieren von Körpersprache und Mimik im Coaching bietet spannende Einblicke und kann die Kommunikation deutlich vertiefen – doch wie weit dürfen Coaches hier wirklich gehen? Auch wenn nonverbale Signale wertvolle Hinweise geben, können sie bei falscher oder zu direkter Ansprache als übergriffig empfunden werden. Genau hier setzt das Thema „Ethik im Coaching Körpersprache und Mimik“ an. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, wo die Grenzen liegen und wann es sinnvoller ist, das Beobachtete nicht sofort anzusprechen.

Bereits im letzten Beitrag ging es darum, wie Körpersprache und Mimikresonanz® im systemischen Coaching zu einer tieferen Verbindung zwischen Coach und Coachee führen können. Doch das volle Potenzial auszuschöpfen bedeutet auch, ein feines Gespür für die ethischen Grenzen zu entwickeln.

Warum Ethik im Coaching beim Lesen von Körpersprache und Mimik so wichtig ist

Im Coaching geht es nicht nur darum, Ergebnisse zu erzielen, sondern auch darum, einen sicheren und wertschätzenden Raum zu schaffen. Ethik im Coaching wird besonders dann relevant, wenn man sich bewusst macht, dass nonverbale Signale oft unbewusst gesendet werden. Ein Coach mag subtil bemerken, dass der Coachee eine Anspannung zeigt oder dass Mikroausdrücke im Gesicht auf versteckte Emotionen hinweisen. Diese Wahrnehmungen sind hilfreich, um den inneren Zustand des Coachees besser zu verstehen. Doch darf man das Beobachtete direkt ansprechen?

Die Antwort liegt im bewussten Umgang mit der eigenen Beobachtungsgabe. Wenn Coaches Körpersprache und Mimik detailliert analysieren und dies unreflektiert in den Coaching-Prozess einbringen, besteht die Gefahr, dass der Coachee sich „durchschaut“ oder gar „entlarvt“ fühlt. Dieses Empfinden kann das Vertrauensverhältnis stören und die Offenheit des Coachees mindern – und Vertrauen ist im Coaching schließlich die Basis für jede Entwicklung.

Die Grenzen beim Lesen von Körpersprache und Mimikresonanz®

Um nicht übergriffig zu wirken, braucht es klare Grenzen. Es gibt Situationen, in denen es besser ist, das Beobachtete für sich zu behalten, und solche, in denen eine vorsichtige Nachfrage sinnvoll sein kann. Der Schlüssel liegt darin, nonverbale Signale sensibel zu deuten und nur dann direkt anzusprechen, wenn es eindeutig zur aktuellen Fragestellung des Coachees passt. Andernfalls riskiert man, ihm oder ihr unangenehme Gefühle aufzubürden oder gar emotionale Mauern entstehen zu lassen.

Gerade im Bereich Körpersprache und Mimikresonanz® ist es hilfreich, mit der sogenannten „sanften Spiegelung“ zu arbeiten. Diese Methode lädt den Coachee ein, das Gespräch in die Richtung zu lenken, die für ihn oder sie passend ist. Statt etwa zu sagen: „Du wirkst sehr angespannt“, könnte man fragen: „Wie fühlst du dich gerade bei dem Thema?“ Das eröffnet die Möglichkeit, dass der Coachee selbst beschreibt, was in ihm vorgeht, ohne dass ihm ein Gefühl oder eine Emotion „vorgegeben“ wird.

Wann ist es angemessen, nonverbale Hinweise im Coaching anzusprechen?

Die Ethik im Coaching verlangt eine hohe Sensibilität und ein Gespür dafür, wann und wie ein Thema aufgrund von Interpretation der Körpersprache oder im Zuge der Mimikresonanz® angesprochen wird. Einige Grundregeln können helfen:

  1. Passt es zum Thema? Beobachtungen zur Körpersprache oder Mimik sollten nur dann angesprochen werden, wenn sie einen direkten Bezug zur aktuellen Situation oder Fragestellung haben.
  2. Frage statt Behauptung: Statt die eigene Wahrnehmung als Tatsache darzustellen, ist es oft sinnvoller, diese in eine offene Frage zu verpacken. Ein „Wie geht es dir mit dem, was du gerade erzählt hast?“ lässt Raum, ohne den Coachee in eine Richtung zu drängen.
  3. Achtsamkeit bei sensiblen Themen: Bei emotional aufgeladenen Themen ist besondere Zurückhaltung gefragt. Hier kann es besser sein, eigene Wahrnehmungen lediglich für das Verständnis im Hintergrund zu behalten, ohne sie explizit anzusprechen.

Ethik im Coaching: Körpersprache und Mimik – Wann könnte es übergriffig wirken?

Der Bereich Ethik im Coaching wird besonders dann heikel, wenn der Coachee sich in einem verletzlichen Zustand befindet. Emotionale Reaktionen wie Traurigkeit, Wut oder Angst zeigen sich oft auch in der Körpersprache und Mimik. Wenn der Coach hier unbedacht auf vermeintlich „entdeckte“ Emotionen hinweist, kann das als übergriffig oder unangemessen empfunden werden. Manchmal ist es für den Coachee hilfreich, einfach „im Moment zu sein“, ohne dass er sich dabei analysiert oder beobachtet fühlt.

Eine zu starke Fokussierung auf nonverbale Signale kann auch den Coaching-Prozess selbst beeinträchtigen. Wenn sich ein Coachee bewusst ist, dass jede Mimik oder Körperspannung analysiert wird, kann das zur Folge haben, dass er oder sie versucht, Emotionen zu kontrollieren oder sogar zu unterdrücken. Damit wird das Coaching in seiner Tiefe und Authentizität eingeschränkt.

Die Balance zwischen Wahrnehmung und Zurückhaltung

Ethik im Coaching bedeutet, dass Coaches ein feines Gleichgewicht zwischen Wahrnehmung und Zurückhaltung finden sollten. Nonverbale Signale wie Körpersprache und Mimik sind wertvolle Hilfsmittel, doch sie ersetzen nicht das respektvolle und einfühlsame Eingehen auf die Themen des Coachees.

Als Coach ist es wichtig, das eigene Wissen und die Beobachtungsfähigkeiten zwar zu nutzen, sie jedoch niemals aufzudrängen. Ein ethisch verantwortungsbewusster Coach wird das Erkennen von Körpersprache und Mimik vor allem dazu verwenden, den Raum für den Coachee zu halten und ihm die Sicherheit zu geben, sich authentisch und frei auszudrücken. Letztlich geht es darum, ihn auf seinem individuellen Weg zu begleiten – und nicht, ihn aufgrund subtiler Signale in eine bestimmte Richtung zu drängen.

Diese Balance zwischen Wahrnehmen und Zurückhalten ist etwas, das im Coaching gelernt und geübt werden kann – zum Beispiel bei uns von der Eggerstedt Akademie in Lüneburg, wo du ein fundiertes Verständnis für ethische Aspekte in Bezug auf Körpersprache und Mimikresonanz entwickeln kannst. Sieh dir unser vielfältiges Seminar- und Workshop-Angebot an. Wir freuen uns dich schon bald in der Eggerstedt Akademie begrüßen zu dürfen!

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Mimikresonanz lernen freuen
Dein Coach
Ralph Eggerstedt

Als Trainer unterstütze ich dich mit Hilfe meiner Workshops, Coaching und Seminare effektiv beim Lesen und Deuten von Mimik sowie Gestik.